(Nacht)wanderung – Vorbereitung Teil 13

Ich gebe zu, die Überschrift ist vielleicht etwas irreführend, aber schnell erklärt.

Als kleiner Test für mein Vorhaben zweitausendvierhundertundfünf Meter habe ich mich recht kurzfristig entschlossen ein Wanderwochenende in der Pfalz zu verbringen. Die vielen Wanderheime und Naturfreundehäuser bieten viele günstige Übernachtungsmöglichkeiten für Wanderer – eigentlich eine Schande, dass ich das bisher nicht genutzt habe. 

Ich packe also alles ein, was ich für eine zweitägige Wanderung benötige. Das ist ein prima Test, welches Gewicht ich zusätzlich tragen kann. 

Erfahrene Wanderer werde mich auslachen – aber die ist tatsächlich meine erste zweitägige Wanderung mit Gepäck.

Ich packe also einen Satz Wechselwäsche und mein ganzes Kameraequipment ein. Das ist doch schon reichlich schwer, nimmt man auch das Trinkwasser und etwas Verpflegung dazu.

Übernachten werde ich im Naturfreundehaus Neustadt im schönen Heidenbrunnertal. Hier bin ich nun schon öfters vorbeigewandert.

Ich fahre mit der Bahn nach Neustadt an der Weinstraße und bummel zunächst noch kurz durch die Altstadt. Samstags gibt es hier einen schönen Markt.

Mein Ziel soll heute die Ruine Wolfsburg, das Weinbiethaus, Gimmeldingen und dann wieder Neustadt a. d. W. werden. Vom Bahhof aus möchte ich dann per Bus bis zum Eingang des Heidbrunnertals fahren und von dort zum Naturfreundehaus laufen.

Recht bald geht es steil hinauf über den Haardter Treppenweg bis zur Dr. Welsch-Terrasse. Hier ergibt sich schon ein schöner Rundumblick in die Rheinebene und die angrenzenden Weinberge. Ich merke deutlich, dass ich etwas mehr Gewicht mittrage. 


Schnell sind der Ortsrand und die ersten Weinstöcke erreicht. Einen kurzen Abstecher unternehme ich noch zum Deidesheimer Tempel – leider ist die Aussichtsterrasse abgeschlossen. Aber auch so ist der Anblick und der Ausblick lohnenswert.


Es ist schon ziemlich warm – besonders hier an den Hängen der Haardt herrscht ein besonderes Klima. 

Es geht nun stetig bergauf. Schnell ist der schattenspendende Waldrand hinter mir gelassen. 

Bald erreiche ich die Scheffelwarte, kurz danach die Ruine der Josephskapelle aus dem 18. Jahrhundert. Während der Kriege um die französische Revolution wurde die Kirche zerstört und nicht wieder aufgebaut.


Der rot-weißen Welle des Pfälzer Weinsteigs folgend geht es durch malerischen Mischwald, in dem die dürren Kiefern langsam Überhand nehmen. Es geht nun angenehm sanft dahin. Hier treffe ich auch auf die ersten anderen Wanderer.


Der Wald hier ist wirklich bezaubernd schön. Die Bäume bieten gerade soviel Schatten, dass die Sonne noch leicht den Erdboden erreicht. 

Als ich die Wolfsburg erreiche ist dort gerade eine Schulklasse zu Gast. Entsprechend groß ist der Trubel und der ehrenamtliche Ausschank ist reichlich beschäftigt. Ich kann nicht widerstehen und gönne mir in der Sonne eine kühle Rieslingschorle – nicht gut für die Wandermoral aber sehr gut für das Gemüt!


So bleibe ich (zu lange) sitzen und genieße die schöne Luft und die wärmende Sonne, bevor es schließlich doch weiter bergauf geht, vorbei am und durch den Hohfelsen. Schöne Tiefblicke gibt es hier bis ins Tal von Neustadt a. d. W.


Stetig führt ein schmaler Weg den Hang entlang bergauf, vorbei an skuril geformten riesigen Felsblöcken. 


Über ein karges, mit Krüppelkiefern gesäumtes Plateu erreiche ich nun das Naturdenkmal Bergstein. Der Fels ermöglicht einen Überblick über das Speyerbachtal, Neustadt und bis in die Rheinebene. 

Ich bin schon sehr spät dran und fürchte meine für heute vorgenommene Wanderung nicht vollständig zu schaffen. Ich hatte doch unterschätzt, dass ich mit dem Gepäck langsamer unterwegs bin. 


Weiter aufsteigend in Richtung Weinbiet durchquere ich immer wieder wechselnde Waldzonen. Saftiger Mischwald wechselt sich mit kargem und trockenem Kiefernwald ab.

Vorbei an flächendeckenden Beeten aus Heidelbeersträuchern und Heidekraut ist bald der „Steinerne Hirsch“ erreicht. Er soll angeblich an den letzten Mitte des 19. Jahrhunderts in der Nähe erlegten Rothirschen erinnern.

Ein letzter Kraftakt führt mich hinauf auf das auf 554 m Höhe gelegene Weinbiet mit seinem Weinbiethaus. Ich beschließe, dass die Zeit noch für einen Kuchen reichen muss – dann werde ich die Wanderung abkürzen. Ich befürchte das Naturfreundehaus und den Bus bis zum Heidenbrunnertal sonst nicht mehr rechtzeitig erreichen zu können.


So steige ich nach der Stärkung steil hinab über einen Pfad, nehme dann einen Fahrweg und erreiche so gut eine Stunde später wieder meinen Ausgangspunkt unterhalb der Dr. Welsch-Terrasse. Noch ein kurzes Stück bis zur Bushaltestelle und ich habe es fast geschafft.

Nur ein paar Minuten später bringt mich der Bus zum Eingang des Heidenbrunner Tales. Von hier geht es noch etwa 1,5 km taleinwärts über einen lauschigen Pfad bis zur Hütte.


Ich werde schon erwartet und kann sogleich mein Zimmer auf der Vorderseite unter dem Dach beziehen. Ich mach mich kurz frisch und genieße dann ein deftiges Abendessen und eine kühle Rieslingschorle.


Alles ist herrlich ruhig hier. Ich kann das rauschen des aufgestauten Bächleins hören. Erst langsam trudeln noch andere Wanderer und Mountainbiker ein. Ich gehe früh zu Bett und freue mich auf den morgigen Wandertag. 

Ich habe heute – trotz Abkürzung – immerhin gut 18 km und 550 Höhenmeter überwunden.

Einen Film zur Tour findet Ihr hier:

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